Systemisches Clearing gem. §31 SGB VIII
Systematisches Clearing gem. §31 SGB VIII
Unser Leistungsangebot des Systemischen Clearings ist ein zeitlich begrenztes, intensives Verfahren zur Klärung der familiären Situation, der Bedarfe und der weiteren Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und deren Familien. Unser Systemisches Clearing zielt darauf ab, die komplexen familiären und sozialen Dynamiken in Situationen zu verstehen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist. Es dient der fundierten Entscheidungsfindung und richtet sich auf die Sicherstellung des Kindeswohls sowie die Entwicklung tragfähiger Lösungsansätze für die betroffenen Familien. Unser Leistungsangebot des Systemischen Clearings zielt darauf ab, Fehlentscheidungen zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Dies meint in diesem Zusammenhang die Vermeidung von Über- oder Unterversorgung durch die passgenaue Auswahl und Analyse von Hilfen und Bedarfen.
Das Systemische Clearing wird in der Regel dann eingeleitet, wenn keine unmittelbare akute Gefahr für das Kind oder den Jugendlichen besteht. Bei akuter Gefährdung werden stattdessen sofortige Schutzmaßnahmen (z. B. Inobhutnahme) eingeleitet.
Es gibt zwei mögliche Ausgangslagen zur Einrichtung eines systemischen Clearings. Diese sind:
Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB VIII
Es gibt konkrete Verdachtsmomente/Anhaltspunkte für eine Gefährdung des Kindeswohls. Die genaue Art und das Ausmaß der Kindeswohlgefährdung sollen identifiziert werden. Es braucht eine Präzisierung der Gefährdung. Es soll entschieden werden, ob weiterführende Hilfen ausreichen oder ob Schutzmaßnahmen
(z. B. Herausnahme des Kindes) erforderlich sind. Im besten Fall wird eine Inobhutnahme vermieden, indem Alternativen zur Herausnahme empfohlen/erarbeitet werden. Es besteht eine Unsicherheit über die Situation, denn die vorliegenden Informationen reichen nicht aus, um die Gefährdungslage eindeutig einzuschätzen oder um adäquate Maßnahmen zu ergreifen.
Analyse von multikomplexen Familiendynamiken
Es gibt unklare und/oder undurchsichtige familiäre Strukturen. Es ist unklar, wie die Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb der Familie verteilt sind und wie sich diese auf die potenzielle Gefährdung auswirken. Es gibt widersprüchliche Aussagen und unterschiedliche Perspektiven von Eltern, Kindern, Fachkräften oder anderen Beteiligten, die eine Einschätzung der Situation erschweren. Es fehlen Informationen Unvollständige Informationen über die familiäre Situation, Beziehungsdynamiken oder Unterstützungsressourcen. Komplexe Dynamiken wie z. B. Konflikte, psychische Erkrankungen, Armut, Sucht, Belastungen, machen eine differenzierte Analyse erforderlich. Es soll festgestellt werden, welche Unterstützungsmaßnahmen die Familie benötigt und welche Ressourcen ggf. aktiviert werden können.
Auch die Deeskalation von Konflikten zwischen der Familie und dem Jugendamt oder innerhalb der Familie können durch eine systemische Perspektive entschärft werden.
Systemisches Clearing bei Verdacht von sexualisierter Gewalt
Ein Verdacht auf sexualisierte Gewalt stellt Fachkräfte vor eine besonders herausfordernde Situation. In diesen Fällen geht es uns darum, den Schutz des Kindes zu gewährleisten, ohne vorschnelle Schlüsse zu ziehen, die die Situation verschärfen könnte. Das Handeln der jeweiligen Fachkräfte muss sowohl rechtlich fundiert als auch pädagogisch/diagnostisch sensibel sein, da bereits der Verdacht erhebliche Auswirkungen auf alle Beteiligten haben kann.
Unser Systemisches Clearing bei einem Verdacht auf sexualisierte Gewalt ist daher ein hochsensibler und spezifischer Ansatz der ambulanten Kinder- und Jugendhilfe. Anders als bei der reinen Belastungsdiagnostik, in der ausschließlich mit dem Kind gearbeitet wird, setzen wir auf ein ganzheitliches systemisches Verfahren, da wir der Auffassung sind, dass das Verhalten und das Wohl eines Kindes oder Jugendlichen stets in einem größeren sozialen und familiären Kontext zu verstehen ist. Eine reine Fokussierung auf das Kind oder den Jugendlichen greift oft zu kurz und kann das Problem nicht umfassend erfassen oder lösen. Bei einem Verdacht muss sowohl in die Richtung eines begründeten/erhärteten Verdachtes als auch in die Richtung von möglichen Belastungen oder Beziehungsstörung gearbeitet werden. Aufgrund des „sowohl als auch Prinzips“ wollen wir blinde Flecken vermeiden und möglichst neutral und unter Einbezug aller Beteiligten eine Klärung der Situation herbeiführen. Der Clearing-Prozess wird so gestaltet, dass er keine zusätzlichen psychischen Belastungen für das Kind hervorruft. Direkte Befragungen des Kindes zum Verdacht erfolgen nur durch entsprechend geschulte Fachkräfte.
Darüber hinaus bieten wir das Systemische Clearing Plus (+) gem. §31 SGB VIII an. Unser Systemisches Clearing Plus (+) ist ein Konzept, das das klassische systemische Clearing mit einer kurzzeitigen, intensiven Interventionsphase verbindet. Es ist effektiv, passgenau, ressourcenschonend und liefert die Antwort auf die Herausforderungen eines Hilfesystems, das oft mit standardisierten, langfristigen Maßnahmen arbeitet, obwohl in vielen Fällen eine kurze Intervention ausreichen würde. Es bietet die Möglichkeit, Familien in einem frühen Stadium aufzufangen und teure, langwierige Anschlussmaßnahmen zu vermeiden. Gleichzeitig bleibt der Blick auf das Kindeswohl geschärft und die Unterstützung passgenau.
Neben der systemischen Analyse der familiären Situation und ggf. möglicher Hilfebedarfe möchten wir durch eine gezielte, intensive und zeitlich begrenzte Intervention dazu beitragen, dass die Stabilität im Familiensystem gestärkt und die Gefährdung abgewendet werden kann, bevor sich diese zu einer akuten Gefährdung entwickelt.
Warum unser Systemisches Clearing Plus (+)?
Unser Systemisches Clearing Plus (+) bietet eine sinnvolle und kosteneffiziente Alternative zu langen und ressourcenintensiven Hilfsangeboten, die oft zum Einsatz kommen, obwohl sie in manchen Fällen gar nicht notwendig wären. Es setzt genau dort an, wo frühzeitige, gezielte Interventionen den entscheidenden Unterschied machen können – sowohl für die betroffenen Familien als auch für das Jugendhilfesystem. Es werden dadurch langwierige und teure Anschlussmaßnahmen verhindert. Ein klassisches Clearing liefert wertvolle Erkenntnisse über die familiäre Situation, zeigt Risiken und Ressourcen auf und endet in der Regel mit der Empfehlung einer weiteren Anschlussmaßnahme, wie beispielsweise einer Erziehungsberatung oder intensiven sozialpädagogischen Familienhilfe. Doch häufig kann dies vermieden werden, denn diese Hilfen sind sehr umfangreich und ziehen sich über viele Monate hinweg, was hohe Kosten verursacht und die Familien gleichzeitig langfristig „on top“ belastet. Wenn das Systemische Clearing zeigt, dass keine umfassende weitere Anschluss Maßnahme notwendig ist, kann durch eine gezielte, zeitlich begrenzte Unterstützung (Systemisches Clearing Plus (+) die nötige Stabilisierung in der Familie erreicht werden. So werden Familien, die nur kurzfristige Unterstützung benötigen, nicht mit überdimensionierten Maßnahmen konfrontiert und über einen langen Zeitraum stigmatisiert und in der Kinder- und Jugendhilfe gebunden. Auf der anderen Seite trägt es zu einer wesentlichen Entlastung des Jugendhilfesystems bei. Kürzere, intensivere Maßnahmen bedeuten weniger Aufwand für Fachkräfte und der schnelle gezielte Abschluss von Fällen schafft Raum für andere Familien, die dringend Unterstützung benötigen.
Insgesamt wird das System entlastet, ohne dass dabei die Qualität oder Nachhaltigkeit der Hilfe leidet.
Mit dem systemischen Clearing Plus schaffen wir eine Lösung, die genau so viel Hilfe bietet, wie nötig, und dabei die Ressourcen sinnvoll und nachhaltig einsetzt.